La Ninfea

wiederentdeckt!

Kostbarkeiten aus dem barocken Niedersachsen

Einige Jahre hat die Fachwelt gerätselt, wer sich als Autor der um 1703 in Amsterdam gedruckten Blockflötensonatensammlung hinter dem Namen „A. H. Schultzen“ verbergen könnte. Das einzige erhaltenes Exemplar dieses Druckes ist heute in der französischen Nationalbibliothek in Paris zu finden, doch die interessante Stilistik und besonders die hohen technischen Anforderungen des Flötenparts machen die enthaltenen Werke zu etwas ganz Besonderem: sie sind wahrscheinlich die ersten gedruckten Sonaten für Blockflöte und Continuo, die aufgrund der geforderten Virtuosität für professionelle Blockflötisten komponiert wurden! Bei den Recherchen über den Komponisten stieß das Ensemble La Ninfea nun auf Andreas Heinrich Schultz, welcher 1681 in Braunschweig geboren wurde und von 1706 bis zu seinem Tod im Jahr 1741 als Organist und Komponist an der Lambertuskirche in Hildesheim tätig war. Der gesuchte Autor war also ein Niedersachse. Da passt es gar nicht so schlecht, dass die Ersteinspielung der Sonatensammlung durch Barbara Heindlmeier und ihr Ensemble La Ninfea Anfang 2014 in Kooperation mit Radio-Bremen im Bremer Sendesaal stattfand – veröffentlicht wurde die CD übrigens im Februar 2015 bei Raumklang. Das Konzertprogramm hat neben den besonderen und spektakulären Blockflötenwerken auch weitere wunderbare Kammermusik zu bieten: eine Sonate für zwei Gamben und B.c. von August Kühnel, der 1645 in Delmenhorst bei Bremen geboren wurde und gegen Ende seines Lebens als Gambist in Kassel angestellt war, eine Sonate des in Zerbst wirkenden Johann Uhlich, eine Sonate anonymer Autorenschaft aus einem Rostocker Manuskript für eine Gambe und B.c., die stilistische Nähe zur Musik Antonio Vivaldis erkennen lässt (und auch auf der erwähnten CD enthalten ist – ebenfalls als Ersteinspielung!); dazu eine frühe Triosonate von Georg Philipp Telemann für Blockflöte, Diskantgambe und B.c. und abschließend ein Arrangement mit abwechslungsreichen Besetzungen über La Follia – jenen berühmten Ostinato, der in allen Ländern des barocken Europas Musiker dazu inspiriert hat, darüber zu improvisieren oder eigene Variationen zu komponieren.